Hippophae rhamnoides Pflanzen-Arten Gallerien Bilder
Sanddorn Frucht orange Hippophae rhamnoides
Sanddorn Frucht orange Hippophae rhamnoides
Beschreibung von Hippophae rhamnoides
Sanddorn (Hippophae rhamnoides), auch Weidendorn, Dünendorn, Audorn, Fasanenbeere, Haffdorn, Seedorn, Rote Schlehe und Sandbeere genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Sanddorne (Hippophaë) innerhalb der Familie der Ölweidengewächse (Elaeagnaceae). Der botanische Gattungsname Hippophae enthält die beiden griechischen Wörter hippos (Pferd) und phaes (leuchtend). Das Artepitheton rhamnoides geht auf das Wort rhamnus zurück, was Dorn bedeutet und auf die Bewehrung des Sanddorns Bezug nimmt.
Merkmale
Habitus und Wurzeln
Der Sanddorn wächst als sommergrüner Strauch und erreicht Wuchshöhen von 1 bis 6 Metern. Er verfügt über ein tiefreichendes und weitstreichendes Wurzelsystem, das sich 1,5 bis 3 Meter in die Tiefe und in waagrechter, bzw. schräger Richtung bis zu 12 Meter nach allen Seiten erstreckt. Die am Wurzelhals entspringenden Bereicherungs- oder Langwurzeln kriechen dicht unter der Erdoberfläche. Sie bilden reichlich Wurzelbrut und sorgen auch auf flachgründigen Böden, wie sie beispielsweise an Küstengebieten mit weitausgedehnten Steilufern vorkommen, für eine feste VerankerungO. Heinisch: Die vordringlichsten Zuchtziele bei Sanddorn, TAG Theoretical and Applied Genetics, Volume 17, Numbers 13-15, Januar 1947, Springer Verlag, S. 430 Die Zweige des Sanddorns bilden verdornte Kurztriebe aus und erscheinen ähnlich wie die Knospen durch zahlreiche kleine anliegende Schuppen (Schülfern) bronzefarben bis silbergrau.
Blätter
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind weidenähnlich und kurz gestielt. Sie besitzen je nach Unterart eine Länge zwischen 40 und 80 Millimeter und eine Breite von etwa 3 bis 8 Millimeter. Die einfache Blattspreite ist linealisch-lanzettlich mit keilförmigen Spreitengrund und spitz bis stumpfer Blattspitze. Der glatte Blattrand rollt sich leicht nach oben. Die Blattoberseite ist anfangs mit sternförmigen Haaren besetzt, verkahlt in der Folge und zeigt dann eine graugrüne Färbung. Die Blattunterseite ist dicht mit Schildhaaren bedeckt und weist deswegen eine weiß-filzige Behaarung auf.
|Blüten eines männlichen Sanddorns |Blüten eines weiblichen Sanddorns
Blüten
Der Sanddorn ist zweihäusig (diözisch) und blüht vor dem Laubaustrieb. Die kleinen gelblichen, eingeschlechtigen Blüten werden in Mitteleuropa ungefähr im April oder Mai sichtbar. Sie bilden sich an der Basis vorjähriger Triebe. Die männlichen Blüten stehen an sehr kurzen Stielen in einem kugeligen Blütenstand. Kronblätter werden nicht ausgebildet. Die vier Staubblätter werden von einer tief zweiblättrigen Kelchröhre bogenförmig bedeckt, deren Zipfel länger als die Kelchröhre sind. Der Pollen wird in den Kelchblättern gespeichert und erst wenn er getrocknet ist über den Wind ausgebreitet. Die 5 Millimeter großen, weiblichen gelbgrünen, röhrigen Blüten sind etwas länger gestielt. Sie stehen in einem kurzen ährenförmigen Blütenstand. Sie besitzen eine längere Kelchröhre als die männlichen Blüten, die mit zwei kurzen Kelchzipfeln ausgestattet ist. Der oberständige Fruchtknoten besteht aus einem Fruchtblatt, welches eine Samenanlage enthält. Er geht in einen langen Griffel über.
Früchte
Von Anfang August bis Anfang Dezember bringt die Pflanze dann die kennzeichnenden 6 bis 8 mm langen, ovalen, orangeroten bis gelben Früchte hervor, die botanisch als Schein-Steinfrüchte bezeichnet werden. Gewöhnlich umgeben sie zahlreich die Zweige der weiblichen Sträucher. Sie entwickeln sich aus der bei Reife fleischig werdenden Kelchröhre, die den einzigen Samen pro Frucht umgibt. Das Fruchtfleisch weist eine dünn-breiige Konsistenz auf und enthält reichlich ätherische Öle. Die Fruchthaut erscheint durch platte, schildförmige Schuppenhaare getüpfelt. Die steinartigen, außen braun gefärbten Samen sind länglich-rund geformt und besitzen einen weißen Kern. Sie sind 2,8 bis 5,3 Millimeter lang und ihre Breite variiert von 1,4 bis 2,7 Millimeter. Sie benötigen Licht und Kälte zur Keimung.Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 20. Auflage 2011, Seite 480, ISBN 978-3-8274-1606-3
Ökologie
Bestäubung und Ausbreitung
Die Blüten des Sanddorns werden gewöhnlich vom Wind bestäubt. Ob zusätzlich Insekten als Bestäuber eine Rolle spielen, ist in der Diskussion und noch nicht geklärt. Die Ausbreitung der Samen erfolgt zum einen über Verdauungsausbreitung, zum Beispiel durch Vögel, die die Früchte verspeisen, zum anderen wird der Samen auch durch Wasser übertragen. Wurzelsprosse stellen die vegetative Vermehrung, eine Form der Selbstausbreitung im weiten Sinne, sicher.
Anpassungen
Das tiefreichende Wurzelsystem und die Schildhaare an der Blattunterseite werden als Anpassungsleistungen der Pflanze an Trockenheit gedeutet.
Synökologie
Der Gemeine Sanddorn lebt in Symbiose mit Luftstickstoff bindenden Frankia-Bakterien, was als Aktinorrhiza bezeichnet wirdDavid R. Benson: Frankia und Elaeagnaceae.. Die Früchte des Sanddorns stehen gewöhnlich den ganzen Winter über zur Verfügung. Für Vögel, wie z. B. den Fasan, stellen sie deshalb besonders in der kalten Jahreszeit eine wertvolle Nahrungsquelle dar. Der nach der Roten Liste (CH) als gefährdet eingestufte Sanddorn-Feuerschwamm (Fomitiporia hippophaëcola), ein Pilz, der den saprotrophen Arten zugeordnet wird, wächst ausschließlich auf totem Holz des Sanddorns. Erste Rote Liste der Großpilze der Schweiz (PDF; 455 kB) Für die Raupen des Sanddornschwärmers (Hyles hippophaes) gilt der Sanddorn als wichtigste Futterpflanze.
Vorkommen
Verbreitung
Der Gemeine Sanddorn wird dem eurasischen Florenelement zugeordnet. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in Ost- und Westasien und umfasst sowohl Sibirien als auch die Volksrepublik China. Das europäische Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Mitteleuropa von den Pyrenäen über die Alpen und das Alpenvorland bis zum Kaukasus. Es umfasst das nordwestliche Europa und findet dort seine nördliche Grenze in Norwegen.
Als Neophyt kommt der Sanddorn zerstreut in allen Bundesländern vor. Natürliche Vorkommen sind zerstreut in Süd- und Mittelbayern, Südost- und West-Baden-Württemberg sowie Nordwest-Niedersachsen zu finden. Aus Mecklenburg-Vorpommern und Ost-Schleswig-Holstein sind zerstreute Bestände in Küstenregionen belegt, in Ost-Schleswig-Holstein auch am Unterlauf der TraveRothmaler:Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflanzen: Grundband, Spektrum Akademischer Verlag, seite 249 ISBN 3-8274-1359-1.
Die ursprüngliche Heimat des Sanddorns befindet sich in Nepal. Eiszeitliche Verschiebungen führten dann zur weiteren Verbreitung.
Standort
Der Sanddorn bevorzugt kalkhaltige Sand- und Kiesböden in sonnigen Lagen in Höhenlagen von der Ebene bis zu 1800 Meter in den Alpen und 5000 Meter in Asien.
Er besiedelt gerne lichte Kiefernwälder und Verlichtungen in Kiefer-Trockenwäldern. Trockene Flussauen und Schotterfluren zählen ebenso wie felsige Hänge und kiesige Ufer von Gebirgsbächen zu seinen regelmäßigen Standorten. Als Pionierpflanze ist er an Meeresküsten, insbesondere auf festgelegten Dünen, aber auch in Steppen eine häufig anzutreffende Art.
Als sekundäre Standorte besiedelt er Kiesgruben und Straßenböschungen. Als Hecken- und Zierpflanze in naturnahen Gärten und Parks wird er über die Naturvorkommen hinaus angebaut.
Der Gemeine Sanddorn ist eine Kennart der Sanddorn-Berberitzengebüsche und Begleitart von Alpenrosen-Latschengebüschen.