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Gewöhnliche Pestwurz Blüte weiß Petasites hybridus
Beschreibung von Gewöhnliche Pestwurz
right|280px|Blüten der Gewöhnlichen Pestwurz
Die Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus, Synonym Petasites officinalis), auch Bach-Pestwurz oder Rote Pestwurz genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Korbblütler (Asteraceae).
Beschreibung
Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht zur Blütezeit Wuchshöhen zwischen 10 und 40 Zentimeter, zur Fruchtzeit bis 120 Zentimeter. Das Rhizom ist zirka 4 cm dick, bräunlich und an den Gliedenden verdickt. Die rundlichen Laubblattspreiten können bis 60 cm im Durchmesser erreichen. Die Unterseite der Blätter ist grauwollig, später verkahlend.
Die Blütenstände erscheinen zwischen März und Mai noch vor den Grundblättern. Der zusammengesetzte, traubige Blütenstand besitzt zahlreiche, dicht stehende rötlich-weiße bis rot-violette Blütenköpfe (Teilblütenstände). Die männlichen Blütenköpfe werden etwa 7 bis 12 mm lang und sind etwa doppelt so groß wie die weiblichen.
Vorkommen
Die Art bevorzugt sickernasse oder zeitweise überflutete, nährstoffreiche Böden und ist daher oft an Bach- und Flussufern zu finden. Das Verbreitungsgebiet umfasst Europa nördlich bis Schottland, Nordwestdeutschland.
Biologie
Die Gewöhnliche Pestwurz ist als Schwemmlandbefestiger von Bedeutung. Für eine optimale Entwicklung ist eine gewisse Luftfeuchtigkeit erforderlich. Sie gehört zu den ersten Frühjahrsblühern und wird von Bienen bestäubt. Die zylindrischen, behaarten Früchte werden durch den Wind verbreitet.
Historische Verwendung
Griechen und Römer schätzten die Pestwurz im 1. Jahrhundert gegen bösartige Geschwüre ebenso wie die Menschen im Mittelalter, die sie gegen die Pest einsetzten. In der Volksmedizin werden verschiedene Zubereitungen der Pflanze auch als schleimlösende Hustenmittel und als Kühlmittel bei Insektenstichen eingesetzt. Im 19. Jahrhundert wurde erstmals die spasmolytische und analgetische Wirkung erkannt und die Pflanze bzw. deren Zubereitungen wurden für die medizinische Anwendung neu entdeckt.
Moderne Verwendung
|Pestwurzpflanzen in der [1]]
Vor Zubereitungen als Tee aus Pestwurzblättern oder -wurzeln wird gewarnt, denn im Naturzustand enthält die Pflanze Substanzen (Pyrrolizidinalkaloide) mit mutagener, krebserregender und möglicherweise toxischer Wirkung auf die Leber. Für standardisierte Fertigpräparate jedoch werden nur Pflanzen aus kontrolliertem Anbau einer pyrrolizidinalkaloidarmen Chemovarietät (siehe unten) verwendet; darüber hinaus werden verbliebene Pyrrolizidinalkaloid-Restmengen durch spezielle Extraktionsverfahren weitgehend entfernt.Heute werden Pestwurzextrakte in verschiedenen Phytopharmaka eingesetzt, wobei die spasmolytische Wirkung auf die glatte Muskulatur im Vordergrund steht. Dazu werden bevorzugt Extrakte aus dem Rhizom verwendet. Indiziert sind sie z. B. bei Spasmen des Gastrointestinaltrakts und krampfartigen Beschwerden im Bereich der ableitenden Harnwege.Daneben werden Pestwurz-Zubereitungen z. B. bei der Migräneprophylaxe eingesetzt. Eine mögliche Wirksamkeit bei primärer Dysmenorrhoe oder eine verbesserte Ventilation bei Asthma bronchiale wurde ebenfalls festgestellt.Ein standardisierter CO2-Extrakt (Ze 339) aus den Blättern wird als Antiallergikum eingesetzt; durch wissenschaftliche Studien wurde seine Wirksamkeit belegt.In Deutschland ist seit 2009 kein Pestwurz-Präparat mehr auf dem Markt, nachdem die Zulassung für das Präparat Petadolex erloschen ist.
|Strukturformel von PetasinSeit den 60er Jahren ist bekannt, dass Petasites hybridus in zwei Chemovarietäten existiert. Die eine (Furanopetasin-Varietät) enthält sogenannte Furanoeremophilane und Eremophilanlactone, die in den Pflanzen des anderen Typs nicht zu finden sind. Diese andere (Petasin-)Varietät enthält zum Beispiel Petasin, Neopetasin und Isopetasin. Letzteres entsteht möglicherweise erst bei der Lagerung.Auch scheint eine Mischvarietät zu existieren, die Petasine und Furanopetasine enthält.
Die als Pyrrolizidinalkaloide (PA) bezeichneten Inhaltsstoffe sind Esteralkaloide, deren Grundgerüst das Necin darstellt. Als toxisch gelten Substanzen, wenn im Necingerüst zwischen Position 1 und 2 eine Doppelbindung vorliegt. In der Leber werden diese Substanzen zu Pyrrolen umgewandelt, die an DNA und RNA binden können und somit Proteinsynthese und Zellteilung beeinträchtigen. Dadurch kommt es zu Stoffwechselstörungen und Lebergewebeschäden. Pyrrolizidinalkaloide werden aus Extrakten zur Herstellung von Phytopharmaka entfernt.